Dienstag, 14. Juni 2011

Gespräche über Magnettonbänder mit Schmidt

Mit Dr. Matze Schmidt - Kopf der Berliner Elektroprotest-Punkband 38317 - mache ich bereits seit über 20 Jahren hin und wieder Musik. Ende Mai 2011 war er ein paar Tage in Offenbach, um am BENDED REALITIES FESTIVAL im Waggon am Kulturgleis teilzunehmen.
Eine gute Gelegenheit für mich, ihn endlich mal nach den vier Audiokassetten zu fragen, die sich teilweise schon seit 20 Jahren in meiner Sammlung befinden, zu denen mir aber jede weiterführende Information fehlte.



Dr. Matze Schmidt mit modischem Hut (1)

Das "Blind Date" in dem ich ihn mit den Aufnahmen seiner alten Kassetten konfrontierte, wurde schließlich zu einer sehr angenehmen Plauderei über die eigene Biografie mit musikalischen Anekdötchen... Anstatt es also zu komprimieren und in einen eher langweiligen Infotext zu formen, hab ich mich dazu entschlossen, es deshalb hier mehr oder weniger vollständig abzu"drucken". Labertaschen unite!
(T. = Torstn Kauke, M. = Matze Schmidt)


Erstes Tape:
"Matthias Schwarze" (C-12, 1990, kein Label)




T. - Hier ist das älteste Tape, das ich von dir habe, damals nanntest du dich noch Matthias Schwarze. Erinnerst du dich noch, wie diese Aufnahmen entstanden sind?
M. - Ja, das weiss ich noch genau....Meine Eltern sind umgezogen in ein Haus und das stand leer noch, da standen die Möbel noch nicht drin, da gab es einen geilen Parkettboden und da hab ich die Aufnahme gemacht...
T. - Im leeren Parkett-Wohnzimmer
M. Ja, so depri...Das waren dann so Aufnahmen, die ich mit Kassette gemacht habe und dieser leichte Hall kam dann eben von dem leeren Raum... Rumgeschreie, ne, so Urschreie eben...
T. - Aber irgendwie sind die noch so komisch gefiltert, was hast du da gemacht??
M. - Da hab ich die Kassetten zerknittert...
T. - Echt?
M. - Ja, und dann nochmal aufgenommen und nochmal zerknittert - ich glaube, es gab ein bis zwei Arbeitsschritte mit Zerknitterei... Also, das Mastertape war dann zerknittert in zwei Zerknitterstufen: einmal zerknittern, überspielen, dann nochmal zerknittern, aufnehmen...so ungefähr...
T. - Aha...! Das hatte mich die ganze Zeit interessiert, wie du diesen Effekt auf der Stimme gemacht hast, heute würde man da 30 verschiedene digitale plugins hintereinander schalten, damit es irgendwie zerknittert klingt...
Wann war das? 1990, oder sogar noch früher?
M. - Ja, das war noch während meiner Zivizeit,da kannten wir uns glaube ich sogar schon...
T. - ...Na klar, sonst hätte ich das tape doch garnicht!
M. - Ach ja natürlich...Also so 1990... Und da ging es wirklich so darum, die ganze Scheiße irgendwie rauszulassen, das war auch sehr stark expressionistisch, emotional und leck-mich-am-Arsch...
T. - Zweifelsohne!!
M .- Und es sollte kein Song sein, sondern einfach nur Uääähhhrghhh...
T. - Isses ja auch geworden....
M. - Das war natürlich auch in der Zeit, als ich im Plattenladen "Metal Machine Music" von Lou Reed entdeckt hatte...Und ich hab viel Stockhausenzeugs in der Zeit gehört und obskure Tapes...
T. - Ja, die "Metal Machine Music"...die hast du mir damals auch aufgenommen, als ich mit meinem Bruder mal zu Besuch war... - als wir in dem Proberaum deiner damaligen Bluesband so Stücke wie "Wenn Du Mal Nach Kassel Kommst" und den ganzen Kram aufgenommen haben...- an diesem Wochenende hast du mir die "Metal Machine Music" aufgenommen - seitdem geistert die auch in meinem Kopf rum!
M. - Der Ulrich -...ich glaube, der heisst Ulrich Krieger, der hat ja eine Partitur aus diesem Metal Machine Music gemacht...für diese Zeitkratzer...
T. - Ach ja, die sind damit ja schon zusammen mit Lou Reed aufgetreten...
M. - Jaja, genau!

Download "Matthias Schwarze"

(Anmerkung: Seite A diese tapes ist nur auf dem linken, Seite B nur auf dem rechten Kanal bespielt. Nur so zum Spass habe ich uns allen zusätzlich noch einen Stereo-Remix gebastelt, auf dem beide Kanäle gleichzeitig zu hören sind.)



Zweites Tape:
Die drei ??? - Demotape (C-15, 1992, kein Label)




M. - Was ist das jetzt??
T. - Das sind die 3 Fragezeichen...
M. - Ach ja, "Das Urteil"
T. - Vorallem erstmal "Saugnäpfe", das fand ich immer schon besonders geil...
M. - Da singt der Markus...
(Wir hören eine Weile dem Song mit seinem ewigen Refrain "Saugnäpfe, Saugnäpfe" zu)

M. - Der Markus ist jetzt Sozialarbeiter...Diplomsozialmensch...spezialisiert auf Typen mit Agressionen, glaube ich...Also, Anti-Agressionstraining macht der.
T. - Der spielt hier Gitarre und singt...Und du singst "Saugnäpfe" und spielst die Blockflöte ? Aber ihr ward doch schon drei, oder?
M. - Wir waren drei? Wie hieß denn der Dritte? ...
(denkt nach, ihm fällts aber nicht ein)

Scheisse... Ich weiss nur noch, der war damals Bäcker...Hatte auch schon ein Kind... Ich glaube, Markus spielt Gitarre und der Bäcker - wie heisst der denn nur- der spielt Blockflöte und ich mache diesen Saugnäpfffffffffe-Kram...
T. - Damit seid ihr damals auch aufgetreten, oder?
M. - Es gibt ein Video davon, ganz aufwändig, mit drei Kameras...
T. - Stimmt, das hab ich damals auch mal gesehen... Aber ihr seid mit dieser Musik nie aufgetreten, oder?
M. - Doch, wir haben mal einen Gig in ner Kneipe gemacht, in Kassel, die so 'ne Art Blueskneipe werden wollte
T. - Und nachdem ihr da gespielt hattet, konnten die das nicht mehr, hahaha...
M. - Tatsächlich war es dann auch so, die haben da dann bald dicht gemacht.
Da haben wir also einfach behauptet, also so getan, als könnten wir Blues spielen... Das war ein fulminater Auftritt, das war gut...

(Zweiter Song "Das Urteil")

M. - Ah, "Das Urteil", das hat mir immer gut gefallen...Unser Punkstück!
T. - Mit dir am Schlagzeug
M. - Ich am Schlagzeug, ich mach aber nur so duff-duff-duff... und da singt der Bäcker. Sehr geil! Die Idee war, sowas zu machen wie Trio, nur härter. Was einfaches - aber hart.
Das war unser geilstes Stück...
Ich lebte damals hinter einem Baumarkt, in so einem ehemaligen Bürogebäude, in Kassel in der Leipziger Straße, und hatte da einen Raum, der nur Proberaum war, direkt neben meinem Zimmer. Ich musste als nur die Tür aufmachen und schon war ich im Proberaum, das war ein genialer Zustand.
Aber es war auch Terror, denn morgens hört ich immer den Gabelstapler fahren, direkt neben meinem Bett sozusagen... Das ging irgendwann nicht mehr... Dort haben wir diese Songs geprobt und gespielt und auch aufgenommen.

Und einmal sind wir abends nen Döner essen gegangen und sassen dann draussen so rum, irgendwann ging da die Alarmanlage an und wir haben noch so gewitzelt "Höhö, gleich kommen die Bullen, was ist denn da drüben los??" Dann sind wir zurückgegangen und wollten unsere Sachen noch zusammenpacken, unsere Autos standen da noch rum, wir hatten damals alle Autos. Plötzlich Reifengequietsche und drei, vier Polizeiautos um uns rum..."Was machen Sie hier?" Ich sag, ich wohne hier und die "Na klar, Sie wohnen hier...". Dann ging ich rein um meinen Personalausweis zu holen. Und als ich aus dem hell erleuchteten Raum wieder in die Dunkelheit rauskomme, sehe ich erstmal nichts, reiche denen meinen Perso, reisse die Augen auf...- und gucke direkt so in die Wumme rein. Und der Bulle: "Jetzt halten Sie mal bitte n bisschen Abstand, ja?". Da dachten die halt, wir hätten da eingebrochen...das war so eine der geilsten Geschichten mit den drei Fragezeichen....War ne lustige Band, aber wir sind nie soweit gekommen, die Ansprüche waren zu unterschiedlich...
T. - Und wann war das gewesen??
M. - So um 1992 herum...
T. - Ich erinner mich, das war so um die Zeit, als wir unseren KIX-Verlag gegründet hatten und uns gesagt hatten, das wir jetzt ne Firma namens "KIX multimedia" sind, da lag das Video nämlich eines Tages in der Geschäftspost...
M. - Das letzte Stück "Okay" sollte auch so ein Minimalstück werden mit kürzestem Text, nur "Super", "Geil" "Klasse"...Ich habe Gitarre gespielt und der Beat kam von einem Yamaha Keyboard und einer klopft drauf rum und wählt möglichst viele Sounds nacheinander an und spielt. Ich glaube, wir haben damals gar keine Vierspur Aufnahmen gemacht sondern alles gleichzeitig aufgenommen, ohne Overdubs.
T. - Mehr Gigs ausser dem in der Blueskneipe habt ihr aber nicht gemacht??
M. - Wir hatten noch einen in einem ehemaligen Loch - das hieß auch Loch - und dann noch so ein paar private Auftritte, aber mehr nie...das ging dann ziemlich schnell ein.
Das lief dann mit nem anderen Kompagnon unter dem Namen "Drei Fragezeichen" nochmal weiter, da gings dann mehr so Richtung Kunstmucke. Das war die Zeit, als plötzlich viele Leute drauf gekommen waren, mit CDs was zu machen. Und der Thomas hatte einfach entdeckt, dass es so einen Klackersound gibt, wenn man die CD schnell vorspult... Da entdeckten wir auch Oval und dachten uns, ah ja klar, die machen im Prinzip auch nichts anderes...Ich hab dann so Gitarrengewummer gemacht und er so klickklichklickklickklickklick dazu... Da haben wir dann auf einer Ausstellung "Bilder einer Ausstellung" neu vertont
T. - Mit einer Mussorgsky-CD vermute ich??
M. - Natürlich - klickklichklickklickklickklick! Und da hießen wir dann auch die drei Fragezeichen, obwohl wir nur zu zweit waren. Da gibt's auch Aufnahmen davon.

Download: Die drei ??? "Demo"


Drittes Tape:
Copyright - "Dermic" - Unikat (C-60, 1997, NoGround)





M. - Ohhh - ich weiss noch nicht mal mehr, wieso das "Dermic" heisst...
Das war 1997, da hatte ich mein Studium fast beendet und da war Achim Wollscheid in Kassel auf 'nem Kongress, den hatte ich eingeladen aus Frankfurt. Ich interesierte mich für so repetative und auch automatisierte Geschichten. Und der Achim Wollscheid hat damals was sehr geiles gezeigt. Ich weiss nicht mehr genau, wie das aufgebaut war, so eine Mischung zwischen analog und digital. Er hielt da einen Vortrag, sprach ins Mikro und dieses Signal durchlief verschiedene Filtersysteme und wurde wieder ausgespuckt, als Noise, als Klackerdiklacker-Geschwurbel...
Aber man konnte die ganze Zeit auch gucken, welches Gerät macht was, das war alles auf einem Tisch aufgebaut. Und er hatte auch so kleine Geräte gebaut, die nach random-Prinzip, softwaregesteuert mechanische Schläge austeilten, z.B auf Glas. Das hatte mich damals stark beeindruckt.LinkT. - Wie hast du aber diese Tape gemacht??
M. - Ich glaube, das ist ne CD, die hängt. Oder, nein - ich hatte damals einen CD-Recorder, da konnte man ganz kurze Stücke mit sampeln, also in dem Sinne, dass man sie immer wiederholen lassen konnte, kleine Loops. Das hab ich gemacht und dazu noch diese Fläche mit einem Synthie gespielt... Das ist also eine Vierspur Aufnahme.
Und dann hab ich diese Kassette dem Achim Wollscheid damals auch noch geschickt und der nur so "Jajaja, schön, gut gemacht!". Das war ne sehr inspirierende Zeit, ein Jahr später hatten wir dann z.B. Asmus Tietchens und Monolake nach Kassel eingeladen, die haben alle performed bei uns in so nem Laden, den wir angemietet hatten. Das war eine richtig gute Zeit, um diese ganzen Sachen alle noch mal zu durchdenken...
T. - Ich erinnere mich gut, dass dieses Tape häufig bei uns in Offenbach in der Hochschule für Gestaltung in der Cafeteria lief. Wenn mein Bruder und ich da einmal in der Woche arbeiteten, lief da ausschließlich elektronische Musik von uns und von Freunden und Bekannten.
M. - Das ist ja geil, das war dann so richtig euer Club, oder wie ?
T. - Ja, wir haben die eigentliche Arbeit in der Cafeteria auch immer eher als lästige Nebensache wahrgenommen, damit wir da unser Zeug spielen konnten, Und das war auch immer ein guter Anlass, mehr Musik zu produzieren, weil man da ein Publikum hatte und gucken konnte, wie die so reagieren...
M. - Und wie fanden die Leute das?
T. - Ja, das kam meistens gut an, viele hatten das garnicht als "selbstgemacht" wahrgenommen, die haben wahrscheinlich gedacht, wir haben die geilen Scheiben von noch unbekannten Technogrößen....
M. - Ich erinnere mich, es gab da in Kassel ein kleines Antiquariat, in dem ich immer eingekauft habe, und da hab ich dem mal ein paar selbstgebrannte CDs in nem kleinen Schuber gegeben, "Kannste die vielleicht verkaufen? Hör doch mal rein!". Und da kam ich am nächsten Tag wieder und der Typ nur "Unhörbar, kann ich nicht verkaufen...".
Und dann hab ich damals auch aufgelegt, im "Haus" in Kassel, und da auch hin und wieder eigenes Zeug gespielt, und ich weiss noch, eine Situation, da gabs ne Diskussion und einer sagte "mach doch mal Musik". Und da sagte ein anderer "Ja aber der Matze legt doch grade auf".. "Aber welche Musik denn?" Denn das waren nur so leise Töne und Blub-blub-Geräusche...

T. - Also, ich mag diese Kassette sehr, das fließt so schön vor sich hin und geht eine Stunde so durch...Und wegen des Titels "Unikat" hatte ich mir überlegt, ob du das alles in einer mehrstündigen Session live auf tape gespielt hast, jedes tape also einen individuellen Teil aus der kompletten Session enthielt...

M. - Ja, klar, das ist alles live eingespielt worden - aber ich hatte nicht das Konzept, dass jede einzelne Kassette für sich live aufgenommen wurde.
T. - Was ist denn hier jetzt eigentlich der Projektname und was der Titel des Tapes??
M. - "Copyright" war das Projekt und "Dermic" sollte wohl das Stück heissen...aber warum weiss ich nicht mehr...hört sich n bisschen an wie "Gedärme"...
T. - Oder wie "Der Mikrofon"
M. - Wahrscheinlich sollte nur etwas mit "mic" drin sein und ein "R" sollte auch drin sein... Wahrscheinlich irgendein Anagram von irgendwas, was ich schon wieder vergessen habe... Und NoGround sollte ein Label werden und die Idee war wirklich, Leute mit Kassettenaufnahmen zu featuren...
T. - Ja, mein Stück "Balkon Electrique" ist da doch damals auch erschienen...Mit deinem gesprochenen Stück auf der B-Seite...
M. - Damals kam von Microstoria diese Scheibe raus mit den Balkonen auf dem Cover (Init Ding) - und das passte oberflächlich gesehen genau zu deinem Stück, obwohl denen ging es ja eher um die repetative Wiederholung eines Musters und um industrielle Architektur - aber es war genau der Hinweis zwischen innen und aussen, zwischen Innenraum und Aussenraum... Das war einfach so simpel, das kam genau richtig, kam genau richtig... Das war privat und war doch nicht privat....in diesen Schluchten in Offenbach...

Download: Copyright "Dermic" Unikat


Viertes tape:
"berro COM" & "2I-I" (tracks, 1997)




T. - Dieses tape hier - du hast selber vorgestern gesagt, du könntest dich überhaupt nicht mehr daran erinnern??
M. - Nee...
T. - Ich weiss, dass das 2 Stücke waren, die du speziell für meine tape-Compilation Reihe "elektr Hund" aufgenommen hast (vergl hier und hier) - und ich weiss noch, dass du drauf bestanden hast, dass die Typo genauso geschrieben werden musste, wie du sie vorgegeben hattest und ich dann verzweifelt in den Sonderzeichen nach irgendetwas suchte, um einen sekrechten Strich zu erzeugen...Das ist die selbe Zeit, auch 1997...
M. - Die Klackersounds hab ich mit einem Synth erzeugt und das andere ist pitching - es läuft da was von Kassette und ich pitch da rum...mit der Geschwindigkeitsregulierung... Das war ein Yamaha Viersprurrecorder, den ich damals hatte...Also, da erinner ich mich nur noch ganz dunkel dran, ich würde das Stück nicht als eines von mir identifizieren, wenn ichs jetzt irgendwo hören würde...
Das war ne sehr autistische Phase bei mir... Ich hab mit ganz vielen Leuten was gemacht, so Projektchen, ganz viel Action, Action, Action - und dazwischen dann wieder ein, zwei Tage, wo ich nur zu Hause so Sachen aufgenommen habe...
Ich hab damals immer so Keyboards und so'n Kram gekauft und musste das immer vor meiner Freundin verstecken, damit die nicht mitkriegt, dass ich schon wieder Geld ausgegeben hatte für irgendwas, was ich mir nicht hätte leisten dürfen...
T. - Oh ja, das kommt mir auch noch sehr vertraut vor...
Beim nächsten Stück - da konnte ich mich auch nicht mehr dran erinnern - hast du Stücke von mir und meinem Bruder reingemischt, das ist also quasi ein Remix von den Stücken, die auf dem ersten Elektr. Hund Compilation Tape vertreten waren als Stück für das zweite Elektr. Hund Compilation Tape... aber da weisst du wohl auch nichts mehr davon??
M. Nee, da weiss ich nix mehr von...

Download: Matze Schmidt "berro com" & "2I-I"



Dr. Matze Schmidt mit modischem Hut (2)

This is an interview with Dr. Matze Schmidt, because i do since more than 20 years musical stuff with him (from time to time) and when he was here last may i took the oportunity to ask him about four tapes i got from him but had no informations about them anymore. Very intelectual and experimental electronic art stuff that you are only allowed to download, if you can read the full interview in german without googling for words you don't know. Otherwise don't touch or your head will explode (or implode, depending on what's inside).

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das war ein wunderbares Gespraech, danke! Muss man so sagen, denn die Schamonis und anderen Altrocktechnostars haben ja in diesen Dingen das Monopol. Blogs sind aber schneller. Irgendwo in der Story um den Proberaum neben dem Schlafzi. gibts einen netten Tippfehler: "Ich musste als nur die Tuer aufmachen" muesste lauten" also nur die Tuer aufmachen". Dieses "als" ergibt aber zugleich Nordhessische Grammatik, denn jenes von mir abgrundtief gehasste "als" bedeutet dort oben "andauernd". Also: bitte so stehen lassen! Man sieht, einer kann sich mit seiner Herkunft versoehnen. Ergo: Versoeht Euch nie! jedenfalls bringt der Vertipper die sozusagen richtigere Zeitform und Haltung, oder besser den Zustand Anfang der 1990er hervor. Denn ja, da stand einer unter permanentem Machzwang (genaugenommen heisst das dann auf Nordhessisch "alszus").
Zur damaligen Band, die von der Polizei kontrolliert wurde, waere noch zu ergaenzen, dass wir schon auch Konzept hatten. Z.B. die Instrumenterotation -- jeder sollte/durfte mal alles spielen und auch Texten und Singen. Und nochetwas, Cassettenkisten- und kartons sind ja oft die archivlosen Archive, sprich wild. Die Frage waere, ob man es wie die Bargelds dieser Welt machen sollte, oder spaeter wohl die Vaeths mit Ihren CDs, also, ob man diese Wildheit in muenztraechtige Geschichte verwandeln ("Ich war dabei") oder in Schichtungen -- anders produktiv -- transferieren sollte. ?. Es waren einmal die billigsten Traegermedien, damals immerhin geiler denn Buecher, weil beschreibar UND loeschbar. Gruss Matze Schmidt

tvuzk hat gesagt…

Ich geniesse sie stets, die anregenden Gespräche mit Ihnen, Herr Schmidt, selbst die Abschrift des Interviews war ein Vergnügen!

Darüberhinaus: Das Fehlen jeder Münzträchtigkeit zieht sich doch wie ein roter Faden durch die hier vorgestellten musikalischen Karrieren von Leuten, die es trotzdem tun...
Ich sehe deshalb bei meiner gewissenhaften Vergangenheitsaufbereitung immer auch das notorische DIY als Zugkraft: Fuck you und eure "Orginal authentischen 8o-er Underground CD-Compilations, jetzt bei Amazon": Wir historisieren uns selbst!

Eine "authentische" Geschichte des Untergrunds kann in meiner Vorstellung immer nur der Untergrund selbst hervorbringen, bloss der ist meisten viel zu verspult dazu. Aber als chronischer Chronolge ist es mir ein wirkliches Bedürfniss, die Frage "....was hast du eigentlich z.B. im Juni 1992 gemacht?" nicht nur korrekt beantworten zu können, sondern auch gleich noch nen blogeintrag mit downloadlink nachreichen zu können. Irgendwie fühlt sich für mich die verschwendete Jugend dadurch nachträglich wenigstens ein wenig sinnvoller verbracht an...

Und natürlich, ganz pathetisch: wenn hierdurch auch nur einer (respektive eine), der zum Veröffentlichungsdatum der meisten hier präsentierten tapes gerade geboren wurde, dazu inspiriert wird, sich eine Gitarre zu klauen, 2 Griffe zu lernen und damit eine Band zu gründen, dann ist das Ziel wirklich erreicht. Is klar, ne?

Selbstverursachte Tippfehler rejsche misch als' uff, besonders wenn ich sie wegen geistreicher Anmerkungen wie deinen nicht mehr nachträglich ausbessern kann!